Von Eiern, Wasserbomben und Beuteltieren
Osterbräuche weltweit zeigen, dass die Lebensfreude über die Verzagtheit siegt
Auch wenn es in unterschiedlichen Ländern vielfältige Bräuche rund um das Osterfest gibt, spielt doch das Ei in nahezu allen Ländern eine wichtige Rolle. Das Ei symbolisiert in der christlichen Tradition die Auferstehung, hat aber auch in anderen Religionen eine wichtige Bedeutung. Beim jüdischen Pessach-Fest, auf das das christliche Osterfest zurückgeht, steht das Ei für die menschliche Fruchtbarkeit, aber auch für die Zerbrechlichkeit des menschlichen Schicksals. Mit dem Ei werden auch Motive wie Schöpfung und die Entstehung von Leben verbunden. Es war schon lange vor dem christlichen Osterfest üblich, Eier zu dekorieren. Bereits vor 60.000 Jahren wurden wohl im südlichen Afrika Straußeneier kunstvoll bemalt.
Eierfarben haben verschiedene Bedeutungen
Eier zu färben wird auch in vielen Kulturen gepflegt. Die Farben haben dabei unterschiedliche Bedeutungen. Rot steht für den Opfertod Christi, Weiß für die Reinheit, Grün für Jugend und Unschuld, Gelb für den Wunsch nach Weisheit und Erleuchtung. Orange symbolisiert Kraft, Ausdauer und Ehrgeiz. Auch das Verstecken der Eier wird in vielen Kulturen gepflegt. Zudem gibt es den Brauch, die Eier aneinander zu klopfen. Sieger ist, wessen Ei dabei keinen Schaden nimmt.
Nicht überall kommt der Osterhase
Vor allem im deutschsprachigen Raum ist es Tradition, dass man dem Osterhasen das Verstecken der Eier zuschreibt. Ursprünglich gab es auch noch andere Tiere, denen man dies nachsagte, so der Osterfuchs in Westfalen, der Storch in Thüringen oder der Hahn in Böhmen. Inzwischen hat sich der Osterhase jedoch gegen seine tierischen Konkurrenten durchgesetzt. Auch der Hase wird von vielen als Symbol für die Auferstehung und die Fruchtbarkeit angesehen, deswegen ist er für viele Menschen nicht mehr aus dem Osterfest wegzudenken.
Aber nicht überall ist der Osterhase beliebt. In Australien, wo teilweise die sich rasant vermehrenden Kaninchen ganze Felder kahlfraßen, bringt daher der Bilby die Ostereier. Der Bilby zählt zu den Beuteltieren und ist ein Nasenbeutler. Er sieht zwar ähnlich aus wie ein Hase, ist aber keiner. In Schweden sind es Osterküken, die den Kindern Süßigkeiten zu Ostern bringen.
Ungewöhnliche Bräuche
In manchen Ländern gibt es auch ungewöhnliche Bräuche. In Schweden fliegt der Sage nach am Gründonnerstag die Osterhexe Påskkärring auf ihren Hexenberg Blåkulla. Daher verkleiden sich an diesem Tag Kinder als Hexen und gehen von Tür zu Tür, um nach Süßigkeiten zu fragen. Hierzulande hat sich ein ähnlicher Brauch mehr an Halloween Ende Oktober durchgesetzt, der aus Amerika nach Europa eingewandert ist. Dänische Kinder schreiben geheime Briefe, sogenannte Gækkebrev, auf denen kleine Verse und Punkte stehen. Die Eltern müssen anschließend raten, von wem der Brief stammt. Können sie es nicht herausfinden, müssen sie den Kindern ein Schokoladenei spenden. In Lettland wäscht man sich an Ostern das Gesicht in einem Bach, denn das soll Glück bringen. Außerdem ist dort das „Osterschaukeln“ sehr beliebt. Auf solchen extra errichteten und recht großen Schaukeln finden mehrere Menschen Platz, die sich von der Tradition Schutz vor Mücken im Sommer sowie eine reichhaltige Ernte und gesundes Vieh erhoffen. Allerdings muss die Schaukel anschließend verbrannt werden, damit sich keine bösen Hexen beim Osterschaukeln vergnügen und für Ungemach sorgen können. In Spanien tragen Bruderschaften in Umhängen und mit spitzen Kapuzen Heiligenfiguren durch die Straßen.
Nass werden an Ostern
In Polen heißt der Ostermontag der „nasse Montag“. Früher drangen Männer am frühen Morgen in die Häuser der schönsten Frauen ein und begossen die jungen Frauen mit Wasser. Heute sind es vor allem Wasserpistolen, Wasserbomben und Eimer, mit denen auf der Straße die Auserwählten bespritzt werden.
Wie unterschiedlich und vielfältig die Bräuche auch sind, sie zeigen vor allem, dass sie Symbole für die wichtige Botschaft des Osterfestes sind: An Ostern siegt das Leben über den Tod, die Lebensfreude über die Verzagtheit.