Unerschrocken am Glauben

Unerschrocken am Glauben festzuhalten angesichts der heutigen Glaubensturbulenzen in unserer Kirche !  Predigt : Pfarrer Dr. Thomas O. Francis 1. Kor. 15, 1-11 (5. Sonntag im Jahreskreis C. )

Meine lieben Schwestern und Brüder,

was sollen wir wirklich glauben? Es gibt sogar geachtete Professoren der Theologie, die machen uns unsicher. Sie sagen: Fegefeuer und Hölle gibt es nicht, so sprechen sie, als hätten sie alles gesehen. Da verzweifeln die Theologen über die Jungfrauengeburt. Sie wissen nicht oder ignorieren sie, dass „für Gott nichts unmöglich ist“. Da leugnen auch Theologen die Auferstehung Jesu. Allein Theologie des Schreibtisches ohne Herzensbeziehung zu Gott führt die Menschen nicht zur Erkenntnis und zur Wahrheit. Evagrius von Pontus sagte: „Ein wahrer Theologe ist ein betender Mensch“. Theologie des Kniens ist eine notwendige Eigenschaft für einen wahren Theologen.
 

Was soll man dann richtig glauben? Diese Frage hat der Apostel Paulus richtig beantwortet. Paulus hatte in der griechischen Hafenstadt Korinth von Jesus Christus gepredigt und eine Gemeinde gegründet. Einige Jahre später schreiben ihm die Korinther: „Paulus, es sind Prediger in unsere Gemeinde gekommen, die lehren etwas ganz anderes als Sie. Was sollen wir denn eigentlich glauben?“

In diese Situation hinein schreibt Paulus einen ausführlichen Brief nach Korinth. Aus ihm haben wir heute einen Abschnitt in der Lesung gehört. Hier kommt Paulus darauf zu sprechen, was die Mitte des Evangeliums ist. Er sagt: „Ich erinnere euch an das Evangelium, das ich euch verkündet habe“. Und jetzt kommt der Kernpunkt des Glaubens. Wenn ihr daran festhaltet, habt ihr festen Grund unter den Füßen. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet.

Erster Punkt dieses Evangeliums ist: „Christus ist gestorben!“ Es ist eine historische Tatsache. Darüber sprachen viele Historiker. Aber das ist noch kein Evangelium. Zur frohen Botschaft wird diese Tatsache durch den kleinen Zusatz erklärt: „Christus ist gestorben wofür – für unsere Sünden.“ Außer Jesus ist niemand in der Geschichte für die Sünden, für die Brüche der Menschen gestorben. Seit dem soll keiner mehr die Lasten mit sich herumschleppen. Es gibt Erlösung, es gibt Befreiung. Jesus hat meine und deine Sünden auf sich genommen und ans Kreuz genagelt. Als Christus am Kreuz gestorben ist, da hat er unsere Sünden durch sein kostbares Blut gereinigt. Und das ist nicht zufällig so gekommen: Es geschah „gemäß der Schrift“, so bestätigt es Paulus. Jesu Kommen, sein Leben und Tod ist vor Jahrhunderten im Alten Testament angekündigt worden. Auch im Hinduismus sehen wir Hinweise von sein Kommen, Tod für die Sündenvergebung der Menschheit und seine glorreiche Auferstehung.
 

Dann schreibt Apostel Paulus einen Nachsatz: „und ist er begraben worden.“ Dieser Satz ist in der damaligen Zeit wie eine Sterbeurkunde. Dieser Jesu war nicht scheintot, er war wirklich tot. Man hat ihn begraben und sogar das Grab mit einem amtlichen Siegel verschlossen. Das ist der erste Teil des Glaubensbekenntnisses der Christen: „Christus ist für unsere Sünden gestorben gemäß der Schrift und ist begraben worden.“

Nun betrachten wir den zweiten Teil dieses Glaubensbekenntnisses. „Jesus ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift und er ist (……) erschienen.“

Der Vater im Himmel hat seinen Sohn Jesus nicht im Tod gelassen. Er hat ihn auferweckt. Der Gekreuzigte lebt. Das Grab Jesu ist leer. Das ist das schönste im Christentum. In allen Religionen sehen wir die Gräber ihrer Religionsgründern. Aber Jesu Grab ist leer. Da steht kein Leichnam. Jesus, der auferstandene hat sich der Maria von Magdala und dem ungläubigen Thomas gezeigt. Paulus zählt die Zeugen auf, denen der Auferstandene erschienen ist: Kephas (Petrus), den Zwölf und 500 Brüdern. Dann schreibt Paulus ausdrücklich als Kommentar: „die meisten von ihnen sind noch am Leben,“ ihr könnt sie befragen.

Diese Auferweckung Jesu ist total anderes als die Auferweckung des Lazarus. Er ist später irgendwann doch gestorben. Aber die Auferweckung Jesu war eine Neuschöpfung Gottes, eine völlige Verwandlung. Nicht nur, dass ein Toter wieder lebendig wurde, sondern dass die Macht des Todes gebrochen war.

Diese Macht der Auferstehung mit ihrer verwandelnden Kraft erkennen wir im Leben der Apostel, die Paulus in besonderer Weise erwähnt: Erstens Petrus (Kephas). Er hatte im Hof des Hohepriesters drei mal Jesus verleugnet: „Ich kenne den Menschen, diesen Jesus nicht“. Es war nur eine Magd, die ihn gefragte hatte. Paar Tage später begegnete Ihm der Auferstandene. Was geschah dann. Da wird aus diesem ängstlichen Petrus, der unerschrockene Glaubenszeuge, wie er uns in der Apostelgeschichte begegnet, wirklich ein Fels der Urgemeinde. Petrus, der vielleicht eine Schule von innen nicht gesehen hatte, gab so mutig Zeugnis für den Auferstandenen am Tag des Pfingstfestes. Hier war die verwandelnde Kraft der Auferstehung sichtbar geworden. Die Apostelgeschichte berichtet: „Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen“ (Apo. 4, 33)

Dann schreibt Paulus: „Als letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der ‚Missgeburt’“, da er Jesus verfolgt und die Jünger Jesu ins Gefängnis geworfen hatte. Als Jünger Jesu war Paulus wirklich ein

„Unerwarteter“. Aber ihm begegnet der Auferstandene in Damaskus. Da bekommen wir einen eifrigen Zeugen für den Auferstandenen. So wurde aus Saulus ein Paulus, von Christus Verfolger zum Freund Christi. Paulus ist ein hervorragender Theologe, ein eifriger Prediger, treuer Apostel und ein liebender Mystiker.

Apostel Paulus schreibt „Christus ist für unsere Sünden gestorben
und er ist auferweckt worden“. Das ist unser Glaube, sagt er uns deutlich. Wenn wir uns daran festhalten, werden wir gerettet und wir haben festen Boden unter den Füßen, wir haben festen Stand angesichts der Turbulenz der Glaubenskrise heute.
Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir die Nachrichten über unsere Kirche hören, macht es uns sehr traurig. Aber Gott sei Dank, wir sind nicht im Namen der Menschen getauft, die Fehler machen, sondern wir sind im Namen des dreifaltigen Gottes getauft, im Namen Jesu, in ihm finden wir keinen Fehler. Von ihm bestätigt die Heilige Schrift: „Er ist in allem wie  wir in Versuchung geführt worden, aber hat nicht gesündigt“ (Heb. 4, 15).

Wir sind berufen Ihm nachzufolgen, nicht den Fehler der Priester oder Bischöfe. Jesus ist gekommen, um auf niemanden Steine zu werfen, sondern zu retten. Er sagte der Sünderin, die beim Ehebruch ertappt worden war und welche die Pharisäer steinigen wollten: „Auch ich verurteile dich nicht, Geh und sündige von jetzt an nicht mehr“ (Joh.8, 11).

Liebe Schwestern und Brüder, an einem Apfelbaum gibt es viele gute Früchte, aber auch einige verfaulte. Was tun wir? Fällen wir den Apfelbaum? Nein, wir nehmen die guten Früchte und die andere vermeiden wir. So übergeben wir diejenigen, die Fehler machen, an das gerechte demokratische Urteil und an die Barmherzigkeit Jesu. Aber wir sollen mehr Akzent geben, um die Schönheit des Glaubens zu entdecken und zu schätzen. Wie viele wunderbare Persönlichkeiten der Gottesliebe und Nächstenliebe hat die Mutterkirche uns geschenkt: Apostel Paulus, Heiliger Augustinus, Antonius, Ambrosius, Franz von Assisi, Katharina von Siena, Albert Schweizer, Mutter Teresa… so sehen wir tausende, tausende wunderbare schöne Früchte der Kirche. Diese vielen guten Früchte zu vermeiden und nur die verfaulten zu sehen, ist keine Gerechtigkeit im Denken und Reden. Probleme sind Gelegenheiten, um das leuchtende Antlitz Christi zu entdecken und im wahren Glauben zu vertiefen. Wenn wir an das wahre, historische Zeugnis des Apostels Paulus festhalten, dann haben wir einen unerschütterlichen Glauben.

Liebe Schwestern und Brüder, Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift. Er ist unser Wegweiser, Lehrer, Begleiter, Kraft und Halt. Ja, er vertreibt die Dunkelheit, er ist die Sonne unseres Herzens. Durch ihn haben wir unter uns Menschen eine spirituelle Geschwisterlichkeit. Er führt uns in die Gemeinschaft der Gläubigen, um sein Gedächtnis – Tod und Auferstehung – zu feiern, seine Gegenwart zu erfahren und Kraft zu schöpfen. Ist es schön Christ zu sein?

Ich schließe diese Predigt mit den stärkenden Worten des Apostel Paulus: „ Ich schäme mich das Evangeliums nicht. Es ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt“ (Röm. 1,16)

Amen.

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