Predigt: 4. Sonntag A

Mt. 5, 1-12a

Die Seligpreisungen: Richtlinien für eine friedliche, erleuchtende Politik

Die „Seligpreisungen“ sind in der Fachsprache als „Makarismen“ (Segenssprüche – vom griechischen makarios, was „gesegnet“ oder „glücklich“ bedeutet) bekannt. Beispiele für Makarismen finden sich im Buch der Sprüche, in den Psalmen und sogar im Buch der Offenbarung. Im Neuen Testament gibt es siebenunddreißig Seligpreisungen, von denen siebzehn Aussprüche Jesu sind. Matthäus stellt Jesus als den neuen Mose dar, der uns vom Berg aus lehrt, dass das Christentum mehr ist als das Befolgen der Zehn Gebote. Die Bergpredigt ist eher eine Sammlung der Lehren Jesu als eine Predigt, die in einer einzigen Sitzung gehalten wird. Matthäus nennt acht Seligpreisungen (die neunte ist eine Erläuterung der achten).
Sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas sind die Seligpreisungen „Blitze, gefolgt von einem Donnerschlag der Überraschung und des Schocks“, weil Jesus unsere „natürliche“ Annahme, dass das Glück in Reichtum, Macht, Vergnügen und Komfort liegt, umkehrt. Wir glauben an persönlichen Stolz; aber Jesus segnet die Armut des Geistes. Wir suchen Vergnügen; aber Jesus segnet die Trauernden. Wir lieben gutes Essen und Trinken; Jesus segnet die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. Er fordert seine Zuhörer auf, die Dinge mit Einsicht zu sehen. Die Bauern, die Landarbeiter und die Handwerker in den Dörfern Palästinas waren die unterdrückte Klasse. Die meisten von ihnen hatten weder politische Macht noch Rechte. Aber sie waren der unvermeidliche Teil der Gesellschaft. Im Gegensatz zu ihnen standen die Reichen und Mächtigen, die den größten Teil des Landes besaßen, mit den verhassten Römern kooperierten, den Tempelkult kontrollierten und die Gesetze Gottes auslegten. Jesus spricht in dieser Situation hinein seinen Seligpreisungen.

Christus ist das Zentrum der Seligpreisungen. Die erste Seligpreisung mit dem „Armen im Geiste“ ist die bekannteste und vielleicht die am schwierigsten zu interpretieren. Der Arme im Geiste“ bezeichnet die innere Haltung eines Menschen, der erkennt, dass alles, was er hat, ein Geschenk Gottes ist. Diese Haltung hilft ihm, Gott und den Mitmenschen zu danken. Arm im Geiste zu sein ist die Grundvoraussetzung, um gesegnet und glücklich zu werden. Jesus preist nicht äußere Armut als Tugend, sondern die Tugenden des Glaubens und des Vertrauens auf Gott, denn er ist unsere letzte Quelle der Geborgenheit und Glückseligkeit. Wir sind arm im Geiste, wenn wir Gott unsere Wünsche überlassen und um seine Hilfe bitten. Wir sind arm im Geiste, wenn wir unsere Sünden bekennen und Buße tun. Die acht Seligpreisungen hängen von der ersten ab. Die Trauernden werden den Trost Gottes erfahren. Die Sanftmütigen werden mit Jesus die Erde erben (V. 5).
Jesus sagt uns auch, dass wir sanftmütig sein müssen – sanftmütig, selbstbeherrscht und gottbeherrscht -, wenn wir glücklich sein wollen. Die Sanftmütigen sind diejenigen, die sich Gott völlig hingegeben haben, anstatt aggressiv und fordernd zu werden. Wahre Sanftmut ermöglicht es uns, mit friedlichen Mitteln für Gerechtigkeit zu kämpfen, wie es Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela taten. „Gewaltlosigkeit ist das Mittel der Starken“, Waffen sind Mittel der geistlich Ungebildeten Schwachen“, sagte Gandhi. Die Menschen wie Gandhi haben aus der Rede Jesu erfolgreiche Politik gemacht.
Die zweite Gruppe der vier Seligpreisungen in Matthäus 5,7-10 verspricht den Menschen, die tugendhaftes Verhalten praktizieren, Belohnungen nicht nur hier im Leben, sondern auch jenseits. Barmherzigkeit und Vergebung ist ausgedehnte Liebe. Jesus gab am Kreuz ein Beispiel für die vergebende Liebe eines barmherzigen Herzens, indem er für seine Henker betete. Solange wir in unserem Herzen etwas gegen jemanden hegen, sind wir weder frei noch glücklich. Deshalb lasst uns vergeben und vergessen und barmherzig sein. Wer reinen Herzens ist, wird Gott sehen, und er wird die Fähigkeit haben, Gottes Gegenwart in anderen und in den kleinen Ereignissen des Alltags zu erkennen.
Meine lieben Schwestern und Brüder, wir alle sind aufgerufen, in der Familie und in der Gesellschaft Frieden zu stiften. Die Friedensstifter werden Kinder Gottes genannt. Zum Frieden-stiften gehören Verkündigung, Diplomatie, Selbstbeherrschung und die Bereitschaft zu vergeben. Wir brauchen solche Menschen in dieser schwierigen Zeit. Friedensstifter arbeiten für „Shalom“ – die Ganzheit und das Wohlergehen, das Gott für diese zerrissene Welt will.
Millionen von hungernden, verfolgten und obdachlosen Menschen führen ein hoffnungsloses Leben wegen des Krieges. Die Seligpreisungen fordern uns auf, barmherzige Menschen zu sein.
Deshalb haben im Laufe der Jahrhunderte kirchliche Einrichtungen auf kreative und treue Weise Nächstenliebe geübt. Sie haben Suppenküchen, Lebensmittelbanken, Kleiderkammern, Obdachlosenheime, Krankenhäuser und Wohnprogramme betrieben. Lasst uns den guten Willen haben, uns an solchen Aktivitäten zu beteiligen.
Der Katechismus der Katholischen Kirche fasst die Seligpreisungen als „das Herzstück der Lehre Christi“ zusammen. „Die Seligpreisungen beschreiben unsere Beziehung zum Reich Gottes auf dreifache Weise. Erstens rufen diese einfachen Verheißungen unseren höchsten Wunsch hervor: das Glück mit Gott. Denn nur Gott kann unser Herz letztlich befriedigen. „O Gott, Du hast uns auf Dich hin geschaffen, unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir“, sagte der gelehrte Augustinus nach seiner langen Suche. Zweitens beschreiben die Seligpreisungen den Weg zum wahren Glück mit Gott und den Menschen. Und schließlich ermutigen sie uns, inmitten vieler Versuchungen vertrauenswürdig zu leben. Wenn wir wissen wollen, was es wirklich bedeutet, ein Christ zu sein, sollten wir die Seligpreisungen und die Bergpredigt bei Matthäus lesen. Deshalb sagte Mahatma Gandhi: „Ich bin ein Christ, wenn sie mich nach der Bergpredigt Christi betrachen“. Lasset uns die Lehre Christi in unserem täglichen Leben praktizieren. Amen

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