und die Thomas-Christen in Kerala

Mein Namenspatron ist Apostel Thomas. 3. Juli ist sein Gedenktag. So möchte ich heute über den Apostel Thomas und der Kirche in Indien, besonders in Kerala sprechen. Wenn Apostel Thomas nicht nach Kerala gekommen wäre, würde ich vielleicht nie hier als Priester tätig sein. Der Heilige Bonifatius hat das Christentum nach Deutschland gebracht, ebenso der Apostel Thomas in Indien. Ja, der Glaube an Christus verbindet uns alle.
Apostel Thomas, der berühmte Skeptiker, aber auch der überzeugte Bekenner- „Mein Herr und Mein Gott“, ist nicht nur ein Apostel Indiens, sondern auch Apostel Syriens, Iraks und Armeniens. Der Heilige Apostel Thomas genoss eine große Verehrung in Edessa in der heutigen Südtürkei seit den ersten Jahrhunderten des Christentums. In einer dreischiffigen Kirche bewahrte man die Gebeine des Apostels Thomas auf, die gegen Ende des zweiten Jahrhunderts von Indien nach Edessa gebracht worden waren. Die indische Christen mussten wegen des kommunalen Problems, die Gebeine des Apostel Thomas nach Eddesa senden. Heute ruhen seine Gebeine in der Kathedrale von St. Thomas Kirche in Ortona, Italien. Seine rechte Hand, die viele in Indien getauft hat, befindet sich in Kerala.
Zwanzig Jahre waren vergangen nach Christi Himmelfahrt. In dieser Zeit hatte der Apostel Thomas in Edessa, Armeinien und fast das ganze Partherreich durchwandert und das Evangelium mit Zeichen und Wunder verkündet. Jetzt ging er zurück nach Jerusalem. Um das Jahr 50 hat es in Jerusalem ein erstes Treffen der Jünger gegeben, ein Konzil, bei dem alle Jünger beisammen gewesen waren, jedenfalls befinden sich keine Andeutungen bei Lukas, dass jemand gefehlt hat. 50 nach Christus ist das Jahr das als Heimgang Marias genannt wird und alle Apostel waren zu dieser Zeit in Jerusalem. Von Jerusalem began der zweite Teil des apostolischen Wirkens des Thomas in Süd- Indiean Kerala.
Die Syro-Malabarische Kirche wurde vom Heiligen Apostel Thomas gegründet. Er segelte nach Indien und landete 52 n. Chr. in Kodungalloor, Kerala. Der Apostel bekehrte mehrere Brahmanen- hochkastfamilien, von denen ein großer Teil der heutigen Christen abstammt, und gründete sieben Kirchen: in Kodungallur, Palayur, Kottakavu Kokamangalam (Pallipuram), Niranam, Chayal und Kollam (Quilon). Es gibt eine schöne Geschichte über die Gründung der Kirche von Palayur, die von den Christen vor Ort lebhaft erzählt und in vielen Büchern zitiert wird. Nach dieser Überlieferung kam der Apostel dorthin und sah mehrere Brahmanen – Hochkasthindus, die in einem Becken badeten und eine Handvoll Wasser als Opfergabe für ihren Sonnengott auswarfen. Der heilige Thomas fragte sie, ob sie das Wasser so in die Höhe werfen könnten, dass es in der Luft hängen bliebe, ohne wieder herunterzufallen, als Beweis dafür, dass ihr Gott es angenommen habe. Die Hindu – Brahmanen antworteten, dass dies unmöglich sei; der Apostel betete zu Christus und vollbrachte ein Wunder und das Wasser blieb in der Luft und bewies, dass Christus die Opfergabe angenommen hatte. Das überzeugte die Brahmanen, und sie ließen sich vom Apostel in demselben Becken taufen. Ihr Tempel wurde in eine christliche Kirche umgewandelt, während diejenigen, die an ihrem Hindu-Glauben festhielten, von dem Ort flohen. Sie verfluchten den Ort und nannten ihn Chavakkad, „der verfluchte Wald“.
Später ging der Apostel Thomas an die östliche Küste, wo er ebenfalls Menschen bekehrte, und starb schließlich auf dem kleinen Berg in Mylapore, heute ein Vorort von Chennai (Madras). Der heilige Thomas starb den Märtyrertod durch einen fanatischen Hindu, der den Apostel mit einer Lanze durchbohrte, als er am 3. Juli 72 betete. Dieser Tag ist für die Thomas- Christen ein wichtiger Gedenktag.
Als Kirche, die außerhalb des Römischen Reiches existierte, hatte die Syro-Malabarischekirche wenig direct Kontakt mit der römischen Kirche. Gleichzeitig unterhielt sie über die Kirche im Perserreich, die später als ostsyrische oder chaldäische Kirche bekannt wurde, eine Gemeinschaft mit der römischen Kirche. Es scheint, dass die Christen in Indien schon sehr früh Kontakt mit diesen Christen des Persischen Reiches hatten. Angesichts der damaligen Handelsbeziehungen in Indien war ein solcher Kontakt leicht möglich.
Die Ankunft eines anderen Thomas (Kynai Thomman) und mehrerer persischer Familien aus Kana im Jahr 345 n. Chr. gründeten eine christliche Siedlung in Kerala. Dadurch erhielt die alte, vom heiligen Thomas gegründete Kirche neuen Schwung, und die Kirche wurde fortan von ostsyrischen (chaldäischen) Bischöfen geleitet. Die Nachkommen dieser Gruppe werden Knananiten genannt. Ab dem 3. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Bischöfe der syro-malabarischen Kirche von der ostsyrischen Kirche entsandt und vom Patriarchen der ostsyrischen Kirche ernannt.
Die heilige katholische Kirche ist heute eine Gemeinschaft mit zweiundzwanzig Rieten: der lateinischen katholischen Kirche und einundzwanzig orientalischen (östlichen) Kirchen. Die lateinisch-katholische Kirche ist die größte unter ihnen. Die Kirchen, die ihren Ursprung in den östlichen Regionen haben, wurden als Ostkirchen bezeichnet.
Seitdem die ostsyrische Kirche begann, die indischen Christen zu leiten, wurde die Kirche von Malabar die liturgische Sprache als „Syrisch“ (Aramäisch) angenommen. Der Name „Syro-Malabar“ setzt sich aus den Worten Syrisch und Malabar (heute Kerala) zusammen.
Die Syro-malabarische Kirche mit ihren 3,5 Millionen Gläubigen hat fünf Erzdiözesen und fünfzehn Diözesen im indischen Bundesstaat Kerala, zwölf Diözesen außerhalb Keralas in Indien sowie eine in Chicago, USA, eine in England und eine in Australien. Die Missionsdiözesen, die sich außerhalb des physischen Territoriums von Kerala befinden, sind direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt. Gegenwärtig sind fünfzig Bischöfe des syro-malabarischen Ritus in Kerala und außerhalb tätig: einunddreißig in syro-malabarischen Bistümer und neunzehn in anderen Diözesen und apostolischen Ämtern. Es gibt etwa 7000 syro-malabarische Priester, die in Indien und im Ausland tätig sind. Außerdem studieren 2300 Seminaristen des syro-malabarischen Ritus in den verschiedenen Seminaren Indiens. 30.000 Schwestern des syro-malabarischen Ritus sind in Indien und anderen Ländern tätig. Die syro-malabarische Kirche ist auch in den Bereichen Bildung, Soziales und Gesundheit sehr aktiv. Zu den von der syro-malabarischen Kirche betriebenen Einrichtungen gehören 182 Hochschulen, 3821 Schulen, 581 medizinische Einrichtungen, 445 technische Einrichtungen, 917 karitative Einrichtungen. Der Beitrag der von den verschiedenen Diözesen der Kirche geleiteten Bildungseinrichtungen zum Wohl des Staates Kerala und anderer indischer Bundesstaaten ist immens.
Dies erklärt, wie die Thomaschristen in die indische Kultur integriert sind. Es erklärt aber auch, warum sie getrennt sind und sich zu einem anderen Glauben, dem Christentum, bekennen. Der Glaube an Christus bringt Licht, Frieden und Wohlstand in Kerala.
Dr. Thomas Olickal
Predigt gehalten am 03. Juli 2022